Was ich von Hansi gelernt habe: Laufen ist Leben!
Laufen ist für mich mehr als Sport. Es ist ein Neustart. Es ist Meditation. Laufen ist Leben. Deshalb laufe ich auch im Urlaub. 6:30 Uhr klingelt der Wecker. Wasser trinken, Sportsachen an, ein paar Aufwärmübungen und auf gehts Richtung Sonnenaufgang. Das rhythmische Atmen verursacht in Kombination mit der monotonen Bewegung eine Art Trancezustand, bei dem ich völlig abschalte. Meine Gedankengänge werden ganz klar, ja nahezu greifbar, bis sie komplett verschwinden.
Auf diese Weise lief ich in der Morgendämmerung die Südküste von Kreta entlang, als sich in Plakias ein wuscheliger goldbrauner Straßenhund zu mir gesellte. Ich taufte ihn kurzerhand auf den Namen Hansi. Zuerst dachte ich, dass er bestimmt bloß ein paar Meter mit mir rennen wird. Doch als ich die 200 Höhenmeter vom Strand hoch auf den Berg zurückgelegt hatte, war Hansi immer noch an meiner Seite.
Voller Energie sprintete er an mir vorbei. Seine Haare und Ohren flogen im Wind hin und her. Seine dunkelbraunen Augen strahlten vor Freude im Sonnenlicht auf dem Gipfel. Auf dem Rückweg weichte er abermals keinen Meter von meiner Seite. Am Hotel angekommen, hatten wir ca. 15 km zurückgelegt. Hansi schmiss sich auf die Wiese, um sich von mir den Bauch kraulen zu lassen.
Genau darum geht es beim Laufen.
Hansi war von der ersten Sekunde an Feuer und Flamme. Da kommt frühmorgens ein Fremder vorbei und er sieht die Chance sich zu bewegen. Er genießt den Wind, die Natur, die Gesellschaft sowie die Bewegung. Da ist kein Leistungsdruck, kein Optimierungswahn, kein MUSS, sondern ausschließlich Freude am Sein und am Leben.
Pure Lebensfreude.
Das würde ich gerne allen Freizeitläufern vermitteln, die sich mit Fitnesstracker auf den immergleichen Asphaltstraßen quälen, weil sie dem Ziel in ihrem Kopf hinterherrennen: